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„Des gibt’s ja net, des isch a ….!“

Sonntag 18. Februar 2024. Ein Familienwochenende mit Wanderausflug im Hause Zuenelli geht um 15:30 Uhr zu Ende. Kurz kalkuliert: ein „Abendsprung“ im Eisack ginge sich fischereitechnisch noch aus! Kurz gedacht, kurz gefahren und um 16:25 am Wasser – genau noch die Zeit um die Restwasserstrecke ober Klausen (Eisack 100 Fliegenzone, Fischereiverein Eisacktal) abzuklopfen. 

Bewaffnet mit einer Fliegerute Sage One 10, 7 Fuss, Vivarelli Rolle mit Aufroll-Automatik, WF6 Trocken-Schnur, 25er Flour-Carbon Vorfach und KdbF „Augele-Streamer“ mit Schonhacken, macht sich Zize (KdbF Kampfname – Anmerkung der Redaktion) auf um orografisch rechts unterhalb des Würstelstandls unterhalb des Villnösser Stausees die ersten Würfe zu platzieren. 

Nach 50 Minuten des gründlichen Abfischens der ruhigen Übergangsstrecke und der tiefen Rinne unterhalb des Wassereinlaufs und einer ersten Ernüchterung, aufgrund des mangelnden Beißverhaltens, entscheidet sich Zize im Lichte der sich anbahnenden Dämmerung kurzerhand für einen taktischen Seitenwechsel. Schnell eilt er hoch auf den Radweg und über die Radweg-Brücke auf die andere Seite des Eisack, um das weiter unten gelegene „große Loch beim kleinen Knöttl“ (großer Gumpen am Felsvorsprung – Anmerkung der Redaktion) noch vor Eintritt der Dunkelheit zu befischen.

Dort angelangt, ein erster Wurf…zupf, zupf, zupf und „BUMMS“, Drill und eine schön gezeichnete Marmorierte mit 35 cm erfolgreich gelandet und zurückgesetzt. Es dämmert bereits etwas und doch ging Zize nach seiner bewährten Methode vor: nichts Überhuspeln, jeder Wurf einen Meter länger, immer schön quer über die Einlaufrinne. In der Mitte der Strömung dann wieder „BUMMS“…diesmal gefolgt von ein paar starken Kopfschlägen und dann einer starken Flucht ins Tiefere, gefolgt von einem plötzlichen Erschlaffen der Schnur…, ausgeschlitzt…,Schei…!!!

Schnell entscheidet Zize, ein paar Würfe weiter oben am Gumpeneinlauf zu setzen, um dem Gumpen etwas Zeit zu geben sich zu beruhigen… Nach ein paar Minuten zieht es ihn wieder zurück an den Hotspot an der tiefen Einlaufrinne. Gerade ist es noch hell genug, dass er trotz Polbrille ausreichend sieht. Und er platziert einen weiten Wurf quer über die Einlaufrinne in Richtung des unterspülen Gegenufers, lässt die Schnur etwas absinken und beginnt einzuholen: Zupf, zupf, zupf, zupf, zuBUMMS!!!

Diesmal kein Kopfschütteln, kein Springen, kein hektisches Klopfen…., es fühlt sich an wie ein eingehakter Güterzug, der mit großer Masse und mäßiger Geschwindigkeit die ganze Fliegenschnur samt 10 Meter Backing souverän von der Rolle reißt. Ihm ist sofort klar: „Des isch a Groaße!“

Der Fisch hat den ganzen Gumpen überquert und steht in der Tiefe am Gegenufer, irgendwo vor der unterspülten Betonwand unter dem überhängenden Radweg oberhalb des Felsvorsprungs, der in den Gumpen ragt. Und in der fortgeschrittenen Dämmerung weist nur die gebogene Fliegenrute und gespannte Fliegenschnur die Richtung. Doch zum Denken bleibt keine Zeit, denn der Fisch setzt sich in Bewegung und zieht zurück in die tiefe Rinne in der Mitte des Gumpens, und es gilt ihn unter Zug zu halten. Zize gewinnt das Backing und ordentlich Schnur zurück und ist bemüht diese, „zip, zip, zip“, mit der Vivarelli Automatik wieder aufzuspulen, damit sie sich nicht im Gestrüpp verhängen kann. Der Fisch bewegt sich nun gemächlich im Tiefen stromabwärts, wendet und zieht wieder stromaufwärts. Es ist ein Vor und Zurück, ein Schnur Geben und Zurückgewinnen und ein „zip, zip, zip“ mit der Vivarelli Automatik wieder auf die Rolle Spulen, sodass sich das Ganze im Anschluss wieder wiederholen kann. Allein von Drillen oder gar „den Fisch Führen“ ist nicht einmal ansatzweise die Rede, allein der Fisch bestimmt wohin die Reise geht… Und dieser beschließt nun seine erste unbremsbare, langgezogene Flucht stromabwärts in Richtung Auslauf des Gumpens zu machen. Und diesmal muss Zize, abgesehen vom Backing das sich leert, dem Fisch hinterher. Zum Glück aber ist es am Auslauf des Gumpens am Übergang zum darunterliegenden Flachstück etwas seicht, nicht für durchschnittliche Forellen, aber wohl für diese, sodass sie sich entscheidet mit einem gewaltigen Schwall im spärlichen Restlich zu wenden und sich wieder in die Tiefe des Gumpens zurück zu ziehen, gefolgt natürlich wieder von einem schnellen Vivarelli-zip,zip,zip.

Im Anschluss verharrt der Fisch einige Zeit bewegungslos in der Hauptrinne des Gumpens. Unzählige Gedanken schießen Zize an dieser Stelle durch den Kopf: „Ist das vielleicht die Kapitale, die ich vor einigen Jahren hier beim Steigen auf Maifliegen gesehen habe? Eine große Marmorierte? Oder vielleicht ein Hybrid? Oder vielleicht doch eine der großen, alten, fetten Regenbogen…? Und hoffentlich hält der Schonhaken…“ Und der Druck, das schiere Gewicht und das Verhalten des Fisches wecken in Zize Erinnerungen an seine große Marmorierte vor vielen Jahren, und an die auch schon damals hilfreiche Devise seines Lehrmeisters Karl-Heinz Grund: „Ruhig bleiben und lei heben!“ Allerdings leichter gesagt als getan! Vor allem der erste Teil und beim zweiten Teil war eh nichts anderes möglich. Nach ein paar weiteren Minuten, wiederholte sich die ganze Szene… und wieder mit Umkehr im letzten Moment mit entsprechendem Wasserschwall am Auslauf und wieder der Rückzug in die Tiefe des heimatlichen Gumpens. Nicht auszumalen wie unmöglich es wäre, sollte sich der Fisch entscheiden weiter stromabwärts zu fliehen…alles voll Gestrüpp, das Ufer unwegsam und voller großer Steine, mehr Strömung und dazu kein richtiges Licht mehr. Ein kleines „Danke“ an sein Gegenüber entweicht Zize in diesem Moment. Es ist bereits 18:15 Uhr, von Dämmerung keine Rede mehr, nur mehr das indirekte Licht der angrenzenden Straßenbeleuchtung. Erstmalig kann Zize den Fisch langsam und behutsam aus der Rinne heraus ein wenig Richtung Sandbank führen, wobei eine silberne Flanke kurz aufblitzt um sich im nächsten Moment postwendend wieder stromauf ins Tiefere zu bewegen. Also wiederholt Zize auch dieses Manöver und das dritte Mal, als der Fisch schließlich zur Seite kippt und weiß zeigt, kommt seine renommierte „Zizi Entchen Landungstechnik“ zum Einsatz, denn im KdbF ist das Fischen mit Keschern im Sinne der Gleichberechtigung, strengstens verpönt – nur „all´Indiana“ ohne Hilfsmittel gelandete Fische sind wirklich Kdbf würdig. Also zurück zur Entchentechnik. Sie besagt, dass man sich an einer flach auslaufenden Flussstelle hinter den Fisch stellt und mit den Watschuhen im V-Stil diesen langsam Richtung Ufer dirigiert, bis dieser aufliegt um sich dann entweder auf ihn zu schmeißen oder mit einem letzten zügigen Schub ans Ufer zu befördern (nur wenn man ihn auch mitnehmen will). Und da liegt sie nun endlich, nach 35 Minuten Drill, gefühlt 2 Stunden, eine riesige, im Restlicht silbern schimmernde Forelle.

„Wahrscheinlich eine Marmorierte, oder??“ Im wackelnden Lichte des Smartphones eine erste Artenbestimmung: „Auf den ersten Blick jedenfalls keine Regenbogen. Eine Marmorierte oder ein Hybrid? Sie hat einige rote Punkte mit hellem Hof und einige X-förmige rote Flecken entlang der Seitenlinie. Ein Hybrid? Marmorierung am Kiemendeckel? Nein, nur einige schwarze Punkte… Marmorierung am Rücken? Nein, weder am Rücken, noch an der Rückenflosse, noch sonst irgendwo…“

„Des gibt’s ja net, des sich a Bachforell!“

Aufgrund der Größe des Fisches kann Zize es nach wie vor nicht glauben, dass es sich um eine Bachforelle handelt. Aber, auch nach einer zweiten und dritten Überprüfung aller phänotypischen (äußeren optischen) Merkmale kommt er zum selben Schluss: Es ist eine Bachforelle, und zwar genau von jener grau-silbernen Gattung mit spärlichen roten Tupfen und Flecken, wie er schon viele in seiner langen Anglerkarriere im Eisack, und nur dort, gefangen hat.

Eine Bachforelle dieser Größe, gefangen an mittelleichten Fliegengerät in einer Restwasserstrecke in Südtriol – Wahnsinn!

„Nun ein schnelles erstes Beweisfoto“. Das mit „schnell“ haut nicht ganz so hin. Erst nachdem 4 Versuche scheitern, das richtige Passwort ins Handy einzugeben, bemerkt Zize das „leichte“ adrenalingetränkte Zittern seiner Hände. Endlich glückt das Entsperren, Foto gemacht und an die KdbF WhatsApp Gruppe geschickt.

Dann ein erstes Vermessen im Dunkeln: 94 cm!!! Bachforelle!!! Unglaublich!

Was nun? Ausstopfen oder Essen? Schnell die KdbF Jünger konsultieren. Während El Ce und Honsele für ein Ausstopfen plädieren und ihre Unterstützung bei der fachmännischen Aufbewahrung dieser Seltenheit anboten, verwies „Lukulus“ Villi the Kid auf die besten Zubereitungsformen, von Graved bis hin zu kalt geräuchert. Zize entschied sich fürs Ausstopfen und genetischer Bestimmung von Alter und Bachforellen Art.

Festgestellt, dass alle Formen des klassischen Transports auf diese Größe nicht ausgelegt waren, gelang es Zize trotzdem irgendwie die Forelle ins Auto zu bringen und ein erstes Fotoshooting bei ELCe zu absolvieren.

Bachforelle – Länge: 94,5 cm, Umfang: 56 cm, Gewicht: 10,42 kg

Da zwar eine Kühltruhe aber keine geeignete Waage zur Hand waren, fiel Zize seine eigene Präzisions-Kofferwaage mit Tara Funktion ein und den Fisch in die Kühltruhe zu bekommen sollte auch irgendwie möglich sein. Zuhause angekommen ergab die Waage ein stolzes Gewicht von 10,42 kg und das Nachmessen genau 94,5cm bei einem Umfang von 56cm! Für die Kühlung des Trophäenfisches wurden anschließend zur Freude der Zuenelli-Family zwei große Schubladen geleert und aus dem Gefrierschrank entfernt, um für den Ausnahmefisch Platz zu machen – die Familie war begeistert, dass sie nun Ihren gesamten Wintervorrat in den nächsten zwei Wochen verzehren muss – das schreit nach Party!

Nach dieser Aufregung und einem Bier ließ unser stolzer Fänger den Tag nochmals Revue passieren. Sogar das Entsperren des Handys klappte wieder auf Anhieb…wenn auch nur unter vollster Konzentration.

Der KdbF wünscht seinem mehrfachen Präsidenten ein kräftiges Petri Heil und ist schon gespannt welche köstlichen Zubereitungsmethoden der Wintervorräte Villi the Kid empfiehlt.

Neue Webpräsenz KdbF

Willkommen auf unserer EU-Adresse.

Hier entsteht die neue Webpräsenz des Komitee der besten Fischer, inklusive der aktuellen Ranglisten in Echtzeit, sowie Einsicht in alle gemeldeten Fänge, welche die Präsidentschaft ermitteln.

Petri Heil

canada2011-36